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Dr. Armin E. Mruck, Professor of History emeritus, Towson University, Towson, Md.
January 2011
Fruehboten der Brandtschen Neuen Ostpolitik.-Der Niedersaechsische Kreis fuer Ostfragen. Die
Barsinghausenr Gespraeche. Schriften zur Deutschen Frage.
Deutsch-osteuropaeische Beziehungen standen unter der schweren Last des 2.Weltkrieges und der
Nachkriegszeit. Millionen von Osteuropaeem und Deutschen hatten ihr Leben eingebuesst. Millionen
von Osteuropaeem und Deutschen hatten ihre Heimat verloren. Deutsche Nationalsozialisten hatten
Russen/Bolschewisten als Untermenschen bezeichnet. Millionen von Polen sollten Sklawen deutscher
Nationalsozialisten werden. Beschluesse der Siegermaechte und provozierter Hass fuehrten zu Flucht,
Vergewaltigungen und Vertreibung von Millionen von Deutschen aus Ostpreussen, Pommern und
Schlesien. So standen Deutsche, Russen, Ukrainer, Polen, Litauer, Jugoslawen vor einer Mauer, die
kaum zu durchbrechen war. Der “Eiserne Vorhang” schien die politsche Realisierung der menschlichen
Trennung zwischen West und Ost zu sein.
Trotz dieser mehr als negativen
Vorbedingungen erwuchsen langsam aber sicher unter Deutschen und Osteuropaern, Individuen
und Gruppen, die sich vornahmen, Bruecken zwischen Ost und West zu bauen. Der Barsinghausener
Kreis wurde zu einem dieser west-oestlichen Brueckeenbauem. Auch fuehrende Politiker, eher
deutsche als osteuropaische, wurden Teil dieser Entwicklung, die letztendlich ueber “Wandlung durch
Annaeherung” zur Brandtschen Neuen Ostpolitik fuehrten, zum symbolischen Kniefall in Warschau im
Dezember 1970. Fruehere Schritte in dieser Richtung wurden waehrend der Kanzlerzeiten von Ludwig
Erhard und Kurt Georg Kiesinger gegangen. Ein erster politischer Schritt in dieser Richtung war die
Zur-Seite-Stellung der sogenannten Hallstein Doktrin. Diese Doktin hatte diplomatische Anerkennung
solchen Staaten untersagt, diie die Deutsche Demokratische Republik diplomatisch anerkannten.
Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger oeffnete erste Tueren zur DDR. Er korrespndierte mit dem DDR
Ministerpraeisenten Stoph. Diplomatische Beziehungen zu Rumaenien wurden aufgenommen. Das
Verhaeltnis zu Jugoslawien wurde normalisert. (Wilhelm von Starnberg, Hrsg.”Die deutschen Kanzler
von Bismarck bis Schmidt., ’’Athenaeum. Koenigstein/Tns.,1985. S 402, 412)
Es ist die These dieses Beitrags, dass politisch-diplomatische Schritte der deutschen Bundeskanzler, die
eventuell zur Neuen Ostpolitik Willy Brandt's fuehrten, moeglich wurden durch die Basisarbeit
sogenannter Heimatverbaende, sowie auch der evangelischen und katholischen Kirchen in der
Bundesrepublik und in Polen. Zu erwaehnen an dieser Stelle ist die fruehe Erklaerung der deutschen
Vertriebenen, die “ Charta der Heimatvertriebenen “(1950) in ihrem Bekenntnis zu Europa, zur
friedlichen Loesung von Problemen, ebenso die “Ostdenkschrift der EKD” und der Briefwechsel der
deutschen und katholischen Bischoefe. Gleichfalls als Fruehboten der Brandtschen Neuen Ostpolitik
verdienen die Gespraeche polnischer und deutscher Historiker erwaehnt zu werden.. Im Oktober 1956
fand im Tuebinger Institut fuer osteuropaeische Geschichte eine erste Tagung deutscher und polnischer
Historiker statt. Diese Tagung fuehrte alien Teilnehmern vor Augen, wie schwer aber auch notwendig
eine solche ofifene klaerende Aussprache ist, um Ressentimens zu ueberwinden,, um Vorstellungen der
Partner kennen zu lernen, um eine gemeinsame europaeische Grundlage zu gewinnen. Teilnehmer
dieser Tagung waren neben deutschen Wissenschaftlern vor allem exilpolnische Historiker unter der
Leitung von Prof.Dr. Tytus Komarnicki und dem Tuebinger Professor Werner Markert. Durch
Vortraege von Experten, die sich mit Aspekten deutsch -polnischer Geschichte befassten und die sich
gleichzeitig bemuehten, Gegenwartsgeschichte und Politik zu vermeiden, trugen dazu bei,”das Eis
jahrelanger Entfremdung zu brechen”. Ein zweites deutsch-polnisches Historiker-Gespraech fand im
Maerz 1964 im Londoner Historischen General Sikoeski Institut statt. In diesem Treffen, das von