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Fuer die Osteroder Zeitunng, z.Hdn. Herm Masushr von Dr. Armin Mruck, Professor of History-
emeritus, Towson University, Towson, MD 21252/USA
Osterode/Ostpreussen in the 1930er und 1940er Jahren, erlebt von einem geborenen Osteroder.
Der wichtige deutsche Historiker des 1 9ten Jahrhundersts, Leopold von Ranke lehrte , dass Geschichte
so wieder gegeben werden soll,”wie es wirklich gewesen” ist, was bedeutet, dass Historiker die
Verpflichtung haben, ihre persoenlichen Eelebenisse so dar zu stellen, wie sie sie erlebt haben. Dabei
muss festgestellt werden, dass das Erlebnis der einen Zeitzeugen nicht notwendigerweise die gleichen
sein muessen wie die anderer Zeitzeugen. Im Endeffekt ist Geschichte ein grosses Mosaik, dass aus
unzaehlig vielen kleinen Steinen besteht.Meeine Erlebnisse sind ein kleiner Stein im vielfaeltigen und
farbenfrohen Mosaik.
Blicke ich auf meine eigenen persoenlichen Erlebnisse zurueck so heben sich einige besonders heraus:
der 30.Januar 1933, die sogen. Machtuebemahme durch die NationalSozialisten, dann erste
Judenboykotte, dann der Roehmputsch, der Tod des Feldmarschalls und ehemaligen Praesidenen der
Weimarer Republik, von Hindenburg,die Saarabstimmung,die Wiederbesetzung des Rheinlandes, die
Olympiade 1936, der Anschluss Oestereichs,die Pogrome gegen die deutschen Juden mit dem
Abbrennen vieler Synagogen einschliesslich der in Osterode die sogen. Befreiung des Sudetenlandes,
die Annexion der Rest-Tschchoslowakei, der Beginn des 2.Weltkrieges mit dem . Polenfeldzug. die fuer
die deutschen Soldaten siegreichen Feldzuege gegen Daenemark, Norwegen, Holland, Frankreich,
Jugoslawien, Griechenland, der Krieg gegen die Sowjet Union, Stalingrad,, dann die Niederlagen der
deutschen Wehrmacht im Osten, Sueden,Westen Europas,auf der Erde, in der Luft und auf den Ozeanen
der Welt , der Tod Adolf Hitlers, das Ende des sogen. Dritten Reiches im Mai 1945..
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Wie nun habe ich persoenlich diese historischen Ereignisse erlebt ? Da ist zuallererst der 30.Jamua
1933- vor achzig Jahren.. Es war ein kalter Tag in unserer Heimat. Der Drewenzsee war voellig
zugefroren. Was taten wir Jungens ? Nach der Schule und dem Mittagessen ging es herunter zum
Drewenzsee zum Schlittschuhlaufen Wir jagten ueber das glatte Eis, tobten uns aus. Gegen fuenf Uhr
wurde es dunkel. Wir waren halb erfroren und freuten uns auf den warmen Kachel;ofen zu Hause. Ich
klingelte an unserer Wohnungstuer in der Dohnastrasse 9.. Niemand war zu Hause. So leutete ich die
Klingel bei unseren Freunden, die im Parterre wohnten. Bei ihn durfte ich mich erwaermen. Im
Hintergrund hoerte ich aufgeregte Stimmen im Radio.. Ein Reporter berichtete ueber eine grosse
Fackelparade in Berlin . Als Siebenjaehriger hatte ich wenig Ahnung von Politik. Mein Instinkt sagte
mir, dass etwas Wichtiges geschehen war. Der Instinkt hatte recht. Meine Eltem kommentierten nicht
ueber das Ereignis. So nahm das uebliche Leben seinen Fortgang: Schule, Zeugnisse , Sport, Ferien an
der Ostsee oder auf dem Lande bei Verwandten.In der Stadt sah man mehr Uniformen nicht nur von
Soldaten sondem von Migliedem veschiedener NS. Organisationen. Osterode war Garni sonsstadt.
Mein Onkel war Oberfeldwebel. Ab und zu durfte ich ihn in der Kaseme besuchen. Eines Tages
schenkte er mir eine Handvoll von Wahrzeichen der Weimarer Republik. Er meinte, diese haetten jetzt
ausgedient. Was das bedeutete, wusste ich nicht.
Die naechsten historischen Ereignisse, an die ich mich lebhaft erinnere, war der sogen. Roehmputsch
und der Tod Hindenburgs. Mein Vater war von einem Erholungsurlaub aus dem Schwarzweald
zurueckgekehrt. Er schien sich nicht besonders gut erholt zu haben. Er hatte vom Mord des
ehemaligen Stabschefs der S.A. und anderen Fuehrem der S.A. und der Reichswehr gehoert.,
Nachrichten, die ihn deprimierten. Mein Bruder und ich fuehlten das. - Der Tod Hindenburgs schlug
wie ein Blitz ein. Ich war auf dem Gut eines Onkels waehrend der Sommerferien, befand mich auf dem
Feld, wo ich neugierig zuschaute, wie ein Maehdrescher repariert wurde. Eine Kusine kam gelaufen
und rief ausser Atem “Hindenburg ist tot.” Alle Herumstehenden hoerten augenblicklich mit der